Flower of Scotland
6/8 Slow March
Roy Williamson
Die Blüte Schottlands. Damit ist aber nicht die schottische Nationalblume, die Distel und auch nicht etwa Mehl aus Schottland gemeint, sondern die stolze und kräftige Jugend des Landes. Der Text erinnert zwar an die Schlacht von Bannockburn (siehe Scots Wha hae) von 1314, ist aber keine weitere romantische Ausgeburt von Robert Burns, sondern wurde von Roy Williamson verfasst, dem Gründer der Folkband The Corries. Er schuf auch die Melodie.
The Corries 1970
Das hat viel mit der Bedeutung von Rugby für den schottischen Nationalstolz zu tun. Wohl aber auch mit der Tatsache, dass es für einen Schotten einfach keine Freude macht, beim Auld Derby gegen den Erzfeind England, Brexit hin oder her, gleich zweimal God Save the King anhören zu müssen, die Nationalhymne Englands, welche gleichzeitig auch jene des Vereinigten Königreichs ist.
Scotland - England, Murrayfield, Edinburgh
Bannockburn 1314
Und dann natürlich der Text. Bannockburn revisited. Viele andere Schlachten hat man gegen England ja nicht gewonnen. Schon gar nicht im Fussball.
Flower of Scotland erscheint geradezu bestechend einfach aufgebaut: Text und Melodie, in einer mittleren Tonlage gehalten und nur fünf Töne umfassend, lassen sich im Pub, auf der Strasse und im Rugby-Stadion kraftvoll mitgrölen (das Rugby-Mekka Murrayfield in Edinburgh liegt ja auch nur 35 Meilen von Bannockburn entfernt).
Dass sich ein Folksong von 1967, welcher zuerst von der schottischen Rugby-Nationalmannschaft vereinnahmt wurde, zur zweiten Nationalhymne entwickelt, kann es so nur in Schottland geben.
"O Flower of Scotland
When will we see
Your like again,
That fought and died for,
Your wee bit Hill and Glen,
And stood against him,
Proud Edward’s Army,
And sent him homeward,
Tae think again."
Allerdings ist Flower of Scotland wegen seiner Einfachheit als Nationalhymne in weiten Kreisen umstritten. Eine Nationalhymne soll ja auch nicht nicht gegrölt werden. Die Melodie ist manchen zu lahm und der Text als Nationalhymne, sagen wir, nicht ganz zeitgemäss. Aha. Ganz ähnliche Diskussion wie in der Schweiz. Oder in Deutschland. Und in vielen anderen Ländern auch.