The 79th Farewell to Gibraltar
2/4 March
PM John MacDonald
Piper der Cameron Highlanders
Ale einziges clan-basiertes Highland-Regiment trugen die Cameron Highlanders ihren eigenen Tartan - den farbenfrohen Cameron of Erracht - und nicht etwa den grün-schwarz-blauen Regierungstartan (welcher auf Campbell-Mustern basiert) und auch nicht den roten Clan-Cameron-Tartan.
In der britischen Armee steht die "79" für die Cameron Highlanders. Das Regiment wurde im August 1793 von Sir Alan Cameron of Erracht (1750 - 1828) auf eigene Kosten in Fort William aufgestellt und The 79th Regiment of Foote (Cameronian Volunteers) genannt. 1806 wurde der Name in The 79th Cameron Highlanders geändert. Rekrutiert wurden vorwiegend Männer vom Clan Cameron. Dies erstaunt, denn bis 1746 waren die Camerons überzeugte Jakobiten, welche in allen drei Aufständen verlustreich für die Stuart-Könige und gegen die britische Armee gekämpft haben.
Während den napoleonischen Kriegen wurden die Cameron Highlanders in Ägypten, Portugal und Spanien eingesetzt. Ersten militärischen Ruhm erlangten die Cameron Highlanders 1815 in der Schlacht bei Quatre-Bras, wo das Regiment fast 50% seines Bestandes einbüsste, und in der darauf folgenden Schlacht von Waterloo, welche für Napoleon und seine Grande Armée mit einer desatrösen und endgültigen Niederlage endete.
Der Tartan Cameron of Erracht, entworfen von Marsali MacLean Cameron (1711 - 1795), einer Tochter von Ranald MacDonald of Clanranald und Mutter von Sir Alan Cameron, wurde eigens für die Cameron Highlanders geschaffen. Basierend auf dem Clanranald-Tartan liess sie drei feine rote Streifen weg und setzte Cameron-typische gelbe Streifen hinzu. Der neue Tartan unterstreicht die uralte Verbundenheit der Camerons mit den MacDonalds. Jeweils Seite an Seite kämpfend bildeten die beiden grossen Highland Clans seit Bannockburn traditionell die rechte Flanke der Armeen der schottischen Könige.
Cameron of Erracht
Pipe Major John MacDonald aus Tiree komponierte den 2/4-Marsch The 79th Farewell to Gibraltar zum Ende der Garnisonszeit der Cameron Highlanders auf dem Felsen von Gibraltar im Jahre 1848. Es war ein glücklicher Abschied. Anstelle eines von vielen befürchteten Einsatzes im heissen und gefährlichen Indien wurde das Regiment für einige Jahre ins sichere und angenehme Kanada verlegt.
Der Frieden war für die Cameronians allerdings nur von kurzer Dauer. 1854 wurde das Regiment im Krimkrieg eingesetzt und 1856 doch noch nach Indien versetzt. In Anerkennung seiner guten Dienste wurde dem Regiment 1873 von Königin Victoria eine neue Regimentsfahne überreicht und ein neuer Name verliehen: The 79th Regiment, The Queen's Own Cameron Highlanders.
Piper der Cameron Highlanders
Von 1914 bis 1918 kämpfte das Regiment in Frankreich, ebenso 1940, wo die Cameron Highlanders erfolgreich dazu beitrugen, die Zugänge zum Hafen Dünkirchen offenzuhalten. Dünkirchen markierte auch den letzten Kampfeinsatz im Kilt, denn ab 1940 war es allen Highland-Regimentern ausdrücklich verboten, im Kilt an Kampfhandlungen teilzunehmen. Im weiteren Verlauf des Krieges gelangten die sechs Kampfbattalione der Cameron Highlanders an verschiedensten Fronten (Nordafrika, Malaya, Burma, Normandie, Ardennen) zum Einsatz, blieben aber glücklicherweise von schweren Verlusten weitgehend verschont.
The Queen's Own Cameron Highlanders 1917
1957 wurden die Cameron Highlanders mit den Seaforth Highlanders (ein anderes Regiment mit alten Clan-Wurzeln - Clan MacKenzie) zusammengelegt und hiessen von nun an The Queen's Own Highlanders. Im Zuge einer weiteren Armeereform wurden die Queen's Own Highlanders 1994 mit den Gordon Highlanders zusammengelegt und der Mannschaftsbestand auf Batallionsgrösse geschrumpft. Sie bilden heute das 4th Battalion "The Highlanders" (Seaforth, Gordons and Camerons) des Royal Regiment of Scotland.
Pipes & Drums 4th Btn "The Highlanders", Royal Regiment of Scotland, Balmoral Castle, 2018
Der Felsen von Gibraltar
In der britischen Militärmusik gilt The 79th Farewell to Gibraltar als einer der schönsten Märsche (wenn nicht als der schönste überhaupt). Pipe Major John MacDonald gab seiner Komposition mit 2/4 ein mireissendes Taktmass. Er schrieb das Tune kurz vor der Überfahrt nach Kanada nieder und beabsichtigte, es während der langen Reise seiner Pipe Band beizubringen.
Zunächst aber verzögerte sich die Abfahrt wegen ungünstiger Winde - von daher steckt im Titel sogar etwas Ironie. Schliesslich verzögerte sich auch die Ankunft in Kanada, diesmal wegen wegen dicken Nebels im St. Lorenz-Strom. Um eine Kollision mit anderen Schiffen zu vermeiden, legte der Kapitän sein Schiff mitten in der Fahrrinne vor Anker und bat die Drums & Pipes der Cameron Highlanders auf Deck zum Spiel. In der langen Geschichte der Royal Navy ist dies der einzig verbriefte Fall, wo eine Pipeband erfolgreich als Nebelhorn eingesetzt wurde. Die Bass Drones der Dudelsäcke hätten perfekt in tune mit dem Nebelhorn des Schiffs geklungen, heisst es in der Chronik der Cameronians.
Britische Fregattte im Nebel
In unseren Gefilden wird The 79th Farewell to Gibraltar eher selten gespielt. Typisch für einen 2/4-Marsch klingt die Melodie fröhlich und relativ einfach, weist aber für den Dudelsack eine Reihe von Schwierigkeiten auf: viele Verzierungen und die relativ hohe Spielgeschwindigkeit verlangeine hohe Präzision und damit eine ebenso hohe Fingerfertigkeit. Auch der Rhythmus ist durchaus anspruchsvoll. Wir selber spielen den Marsch (noch) nicht, aber gerade im Zusammenwirken von Pipes, Drums und Brass klingt der Marsch wunderbar. Und überraschend modern dazu.